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Es dürfte sich herumgesprochen haben. Der spanische Motorradhersteller Gas Gas hat in der Woche vor Pfingsten Insolvenz angemeldet. Die Katalanen können ihre Schulden nicht bezahlen. Nach langwierigen Verhandlungen ist seit dem 15. Mai klar: nicht alle Eigentümer wollten Geld nachschießen.

Die Traditionsfirma baut seit 1985 Motorräder. Seit rund zwei Jahren ist sie zu 70 Prozent in israelischen Händen. 10 Prozent hält die Region Katalonien, 20 Prozent der vormalige Eigentümer Ramon Puente (Geschäftsführer bis Februar 2015). Vor dem Einstieg der jetzigen Eigentümer war Gas Gas mehrheitlich im Besitz einer Bank. Die Bank stieg aus, die Israelis ein. 

Spätestens nach der Ankunft der Israelis war klar, dass eine finanzielle Schieflage vorliegt. Die monatliche Belastung durch die Rückzahlung der Verbindlichkeiten befand sich schlichtweg nicht in Einklang mit dem Status Quo.

Insolvenz bedeutet in Spanien (wie in Deutschland), dass das Unternehmen im Idealfall weitergeführt werden soll, befreit von Altlasten. Verschiedene Medien hatten von einem Konkurs berichtet, dem ist nicht so. Gas Gas hat die Insolvenz selbst eingeleitet, das ist wichtig für den Fortgang der Geschehnisse. Die Aufgabe eines Insolvenzverwalters ist es, die Bücher und Unternehmersstruktur zu prüfen, um dann zu entscheiden, wie es weitergehen kann. Es ist auch denkbar, dass nach Erschließen frischer Geldquellen, sei es durch die bestehenden Eigentümer oder durch neue Investoren, die Insolvenz zurückgezogen wird. Zumindest wenn es zeitnah geschieht.

Ronald März ist der Generalimporteur für Deutschland und Österreich. Nach seinen Informationen wurde die Insolvenz in letzter Instanz von der Region Katalonien ausgelöst, da man dort entweder kein oder nicht genug Geld bereitstellen wollte, um den Hauptgläubiger bei der Stange zu halten. Ronald März: „Die Situation ist schwierig, aber keinesfalls hoffnungslos. Die Marke wird weiterleben. Worst Case ist die Zerschlagung der Firma, das halte ich für unwahrscheinlich. Vorher würde das Unternehmen als Ganzes angeboten und vermutlich einen Käufer finden. Ich habe einen guten Kontakt zum aktuellen Geschäftsführer Cobi Moise. Es gibt bei ihm und seinen israelischen Landsleuten kein Denken nach dem Motto ´wie-können-wir-hier-schnell-viel-Geld-rausziehen´, es geht um die Sache und darum, auch künftig wettbewerbsfähig zu sein."

März, ein ehemaliger Kriminalpolizist mit sehr gutem Verständnis für wirtschaftliche Fragen, sieht die Marke nicht nur, aber gerade wegen der Stellung im Trialsport auf der Produktseite solide positioniert. „Gas Gas war noch zuletzt Marktführer im Trialsport", so März. „Das Unternehmen wird am Ende besser dastehen. Das ist vergleichbar mit dem Verfahren nach Chapter 11 in den USA. Die Verbindlichkeiten werden eingefroren, die Altlasten ausgeblendet und die Bezahlung der Lieferanten gesichert. Meine Kollegen und ich wird aber treffen, dass Gas Gas Marktanteile verliert, die es später zurückzuerobern gilt. Die Ersatzteilversorgung und Garantieabwicklung ist jedenfalls gesichert. Das wurde uns in Spanien versichert."

Was die Zukunft für Gas Gas bringt, wird man sehen. Die Insolvenz, sofern sie denn tatsächlich als solche bestätigt wird, bietet die Chance auf einen Neustart. „Die Insolvenz ist nicht herbeigeführt, um jemand zu schaden", betont Ronald März. „Es ist schlichtweg eine Notwendigkeit, die keiner gewollt hat."


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