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Für Rallye-Fans und aufmerksame Leser ist CS Santosh kein Unbekannter. Der Inder fährt seit dem Frühjahr eine vom bayrischen Speedbrain Team betreute Hero 450 Rally. Aber Santosh Chunchunguppe Shivashankar, wie der 33-Jährige mit vollem Namen heißt, ist nicht der einzige Fahrer aus dem Vielvölkerstaat, der die am Montag beginnende 39. Rallye Dakar in Angriff nimmt.

Für Sherco TVS versucht sich Landsmann Aravind Prabhakar als Rookie im härtesten und längsten Offroad-Rennen der Welt. Prabhakar ist die Nummer drei im Sherco TVS-Werksteam neben Juan Pedrero und Adrien Metge. Sherco ist im Rallye-Geschäft seit Jahren mit dem indischen Zweiradbauer TVS Motor verbandelt. TVS produziert über zwei Millionen Fahrzeuge im Jahr und liegt damit im heimischen Markt hinter Hero und Honda. Der Franzose Alain Duclos und der Spanier Pedrero sorgten in den letzten Jahren für beachtliche Dakar-Teilerfolge. Sogar Etappensiege gelangen. Bei der Dakar 2017 soll jetzt das neu zusammengestellte französisch-spanisch-indische Trio mitmischen.

Wo der ehemalige Enduro Vize-Europameister Metge zumindest eine Top-15-Platzierung aus dem Vorjahr stehen hat, betritt Teamkollege Prabhakar unbekanntes Terrain. Auf den siebenfachen indischen Supercross-Meister und 145 weitere Zweirad-Artisten wartet die schwerste Dakar seit einer Dekade. Alle, auch die Favoriten, zollen der Routenführung mit sechs Etappen in der Höhenluft der Anden höchsten Respekt. Wer es bis ins Ziel nach Buenos Aires schafft, ist auf jeden Fall ein Sieger. 2016 holte Privatfahrer Florent Vayssade als bester Sherco-Vertreter Rang 27. Vayssade fehlt heuer.

Aravind kp
Aravind Prabhakar

Dank Santosh, Prabhakar und der stetig steigenden Bedeutung des Rennens wird die Dakar auch in Asien längst als Technologie- und Marketing-Plattform gesehen. Dass gleich zwei landesweit populäre Inder den Subkontinent in Südamerika vertreten, beschert der Abenteuerfahrt ein ganz neues Publikum. Elf TV-Kanäle werden im nach Bevölkerung zweitgrößten Land der Erde über die beiden Nationalhelden berichten (Eurosport versorgt das deutsche Publikum jeden Abend um 23.00 Uhr mit einer Zusammenfassung).

CS Santosh: "Wird interessant, wo wir in ein, zwei Jahren stehen"

In einem Gespräch mit motorsport.com äußerte sich Santosh diese Woche zuversichtlich. "Ich habe das ganze Jahr trainiert, erst kam die Merzouga, dann war ich einige Monate in Spanien, gefolgt von der Marokko Rallye", erzählte der Hero-Pilot. "Ich habe viel mehr Zeit auf dem Motorrad verbracht. Die letzten Jahre kam ich nicht so viel zum Fahren. Physisch und psyschisch bin ich stärker. Seit einigen Monaten war ich im Big Rock Motopark in Karnataka, ich bin gut vorbereitet." Santosh beendete die Dakar 2015 als 36. (KTM), im Januar diesen Jahres musste er aufgeben (Suzuki).

Und wie steht es mit der Rivalität zu Aravind Prabhakar? "Das macht es interessant für die Medien", so Santosh. "Es ist gut, dass Aravind dabei ist, mir gefällt die Rivalität. Wir stehen im Wettbewerb und es ist schön, auf der größten Plattform gegeneinander zu kämpfen. Ich weiß nicht, ob ich die Messlatte bin, aber ich habe sicher die Tür geöffnet. Aravind hat Talent, ich bin viel gegen ihn gefahren. Es wird interessant sein zu sehen, wo wir in ein, zwei Jahren stehen."

Für die von Teamchef Wolfgang Fischer geführte Speedbrain-Truppe aus Stephanskirchen, 2013 Rallye-Weltmeister mit Paulo Goncalves, ist es die erste Dakar in Kooperation mit Indiens führendem Zweiradhersteller Hero Moto Corp. Hinter der Weiterentwicklung unter dem Label Hero MotoSports Team Rally steckt ein Upgrade der erfolgreichen und langjährig bewährten Speedbrain 450 RR. Zweiter Fahrer im Team ist der schnelle portugiesische Rookie Joaquim Rodrigues. Von Rodrigues und Santosh sind keine Wunderdinge zu erwarten, aber dem Duo ist zuzutrauen, dass es sich an einem guten Tag hinter den Top ten einfindet. "J-Rod" bringt eine gehörige Portion Speed aus seiner Zeit als Motocross-Profi in den USA mit, und Santosh ist mit seiner Erfahrung aus der Desert Storm oder Himalaya Rallye der beste Offroad-Pilot seines Landes.



Am Montag startet die Dakar erstmals in ihrer Geschichte in Paraguay. Toby Price, Matthias Walkner, Stefan Svitko (alle KTM), Joan Barreda und Paulo Goncalves (beide Honda) sowie Pablo Quintanilla (Husqvarna) heißen die Favoriten. KTM, Honda, Husqvarna und Yamaha schicken zusammen 14 Werksfahrer ins Rennen. Aber der Reiz der Dakar liegt gerade auch im breiten Spektrum der Protagonisten.

Neben den Spitzenteams gibt es ein halbes Dutzend hochprofessionelle Aufgebote, wie eben Hero, Sherco TVS oder Himoinsa KTM (Ivan Cervantes, Gerard Farres Guell). Der Slowake Stefan Svitko war seit 2012 dreimal in den Top fünf, aber noch nie in einem Werksteam. Und die Hälfte des Feldes besteht aus Dakar-Helden der alten Schule, aus lupenreinen Privatfahrern, die selbst einen hohen fünfstelligen Betrag in die Hand nehmen, nur um dabei zu sein - und um hoffentlich am 14. Januar nach 9.000 Kilometern in Buenos Aires anzukommen. Neben dem "Kampf der Rallye-Titanen" sind es genau diese Geschichten der Helden aus der zweiten Reihe, die den Reiz der Dakar ausmachen.


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